Umarmungen sind in – und tun gut!

 

Ist es dir schon aufgefallen? Bussis sind out. Zumindest die, die sich Menschen zur Begrüßung oder zum Abschied auf oder an die Wangen gegeben haben. Besonders häufig kam das in München vor, man sprach dort von der Bussi-Bussi-Gesellschaft. Und das war nicht immer nett gemeint.

 

Sei einiger Zeit hat sich das mit den Bussis deutlich gelegt, und das finde ich gut. Frauen, Männer, Junge, Alte, Promis, Normalos, Leute von hier und Leute von woanders – sie alle umarmen einander viel häufiger als früher. Sogar im Fernsehen und viel ungenierter, unkomplizierter und auch herzlicher.

 

Am innigsten und sichtbar für die ganze Welt hat das die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarović bei der Siegerehrung der Fußball-WM in Russland getan. Sie herzte alle: von den Schiedsrichtern über ihre leider unterlegenen kroatischen Nationalspieler bis hin zu den französischen Weltmeistern. Das steckte sogar Emmanuel Macron, den französischen Präsidenten, an und er tat es ihr gleich.

 

Grund zur Freude

 

Mir gefällt diese Entwicklung, und sie macht mir Hoffnung. Konkret hoffe ich, dass dies ein erstes, unspektakuläres Zeichen ist, dass sich Menschen wieder mehr einander zuwenden. Weg von ihren Smartphones und Bildschirmen, wo Zuneigung in kalten Zahlen gemessen wird, nicht in warmen Begegnungen. Hin zu den Menschen in ihrer Umgebung und dem, was diese wirklich bewegt.

 

Es ist faszinierend und für manchen vielleicht unglaublich, aber wir Menschen sind mit einer Menge sehr hilfreicher Merkmale ausgestattet, die von Geburt an ziemlich gut funktionieren. Man braucht kein technisches Gerät dafür, keinen Stecker, keine Batterien und auch keinen Algorithmus, der alles für uns misst und auswertet.

 

Wir können sehr viel – einfach weil wir Menschen sind.

 

Was wir zum Beispiel können: Emotionen non-verbal ausdrücken

 

Ein Experiment des Teams von Professor Dacher Keltner an der Universität von Kalifornien in Berkeley zeigte das sehr beeindruckend: Sie bauten eine Barriere zwischen zwei fremden Personen auf. Eine Person steckte ihren Arm durch eine Öffnung in der Barriere und die andere Person sollte Emotionen mit einer 1-sekündigen Berührung auf dem Arm des anderen ausdrücken. Die andere Person musste die Emotion erraten.

 

Nur 8 % der gesamten Emotionen wurden korrekt erraten. Aber jetzt kommt’s: Dankbarkeit, Wut, Liebe und Angst erkannten die Probanden in mehr als der Hälfte der Fälle. Mitgefühl wurde sogar in über 60 % der Fälle korrekt erraten. Und das alles mit einer kurzen Berührung.

 

Wer sich berührt, gewinnt

 

Das Team um Dacher Keltner hat noch etwas anderes zum Thema Berührungen erforscht. Eine Saison lang haben sie  Spiele der Amerikanischen Basketball-Liga beobachtet und gezählt, wie oft sich die Spieler während der Spiele berührt haben. Meist klatschten sie sich ab, boxten ihre Fäuste zusammen oder gaben sich einen Klaps auf Schulter oder Rücken. Auch lockere Umarmungen kamen vor.

 

Was heraus kam, war erstaunlich: Die Teams, deren Spieler sich am häufigsten berührten, waren am erfolgreichsten – sportlich, menschlich  und wirtschaftlich. Schau hier einen kurzen Film an, wenn du mehr über das Experiment wissen willst:

 

 

Was heißt das also?

 

Berührungen sind eine sehr wirksame Form der Kommunikation. Sie können sehr ermutigend sein, und Menschen sind offen dafür, etwas gut zu machen, wenn sie vorher kurz berührt werden. Ein kurzer Griff auf den Arm oder die Schulter reicht übrigens, man muss also keine KollegInnen „unsittlich“ anfassen. Ziemlich einfach: jemandem die Hand reichen, zum Beispiel zur Begrüßung oder bevor er oder sie eine Präsentation hält oder in ein Kundengespräch geht.

 

Und noch was: Das Südkoreanische Nationalteam hat vor dem WM-Spiel gegen Deutschland lange im Kreis gestanden und sich gegenseitig angefeuert. Alle legten die Arme umeinander, auch das erweiterte Team (man nennt das „group hug“). Von der deutschen Mannschaft habe ich das dieses Mal nicht gesehen. Ob das wohl was geändert hätte? Wahrscheinlich schon,

 

vermutet deine Gabriele Feile

 

PS: Wenn ich jemanden auf der Bühne präsentiere oder die Leute vorher darauf einstimme, setze ich Berührungen mittlerweile ganz bewusst ein. Es wirkt!

 

Über die Autorin:

Gabriele Feile hat ein Gespür für Entwicklungen – und für Menschen. Und findet, dass wir uns auf das besinnen sollten, was wir können. Es wirkt nämlich.

Mehr über Gabriele Feile

 

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