Ich breche gerade meine eigene Regel. Nämlich die, dass ich nur positiv formulierte Inhalte veröffentliche und niemals motze.

 

Warum ich das tue? Weil ich wütend bin!

 

Und das schon ziemlich lange. Ich bin wütend darüber, wie wir uns Regeln unterwerfen, die gar keine sind. Und sie als Ausrede nutzen, warum wir ein mittelmäßiges und wenig nachhaltiges Leben führen und mit den Achseln zucken, wenn wir gefragt werden, warum wir das nicht ändern.

Spielregeln sind dafür da, eingehalten zu werden?

 

Vor einigen Wochen nahm ich an einer Veranstaltung teil, der Agile Game Night. Regelmäßig werden dort Spiele vorgestellt und gespielt, die man in agilen Organisationen (und auch sonst) einsetzen kann. An jenem Abend spielten wir das Spiel „Die Werwölfe von Düsterwald“ , eigentlich ein Partyspiel, das mit seiner Dynamik aber gut auf die Arbeitswelt übertragen werden kann.

 

In einem Dorf schlagen die Werwölfe jede Nacht zu und töten – wahllos – einen Bewohner. Die Nacht wird dabei durch ein Schließen der Augen aller Teilnehmer simuliert, alle „Taten“ erfolgen stumm. Die Überlebenden haben jeden Morgen die Chance, jemanden aus ihrer Runde auszuschließen, von dem/der sie glauben, ein Werwolf zu sein.

 

In der anschließenden Retrospektive konnte ich mich nicht zurückhalten und fragte, was passiert wäre, wenn wir alle die Augen geöffnet hätten, während die Werwölfe nachts zur Tat schritten. So hätten wir die Misere einfach und fix lösen können.

 

So schnell konnte ich mich gar nicht ducken, wie heftig die Reaktionen auf mich einprasselten: Natürlich muss man sich an Regeln halten, im Spiel sowieso, sonst hat das Spielen keinen Sinn. Aber auch im Leben geht es doch darum, Regeln einzuhalten, damit das Zusammenleben funktioniert. Neue Regeln oder gar keine Regeln führen nur zu Chaos.

 

Die Spielleiter beschwichtigten die Gemüter und wir schlossen damit ab, dass Regeln dann gerne eingehalten werden, wenn sie sinnvoll sind und man versteht, wozu sie gut sind.

 

Wer macht die Regeln, nach denen wir leben?

 

Die Politik schon lange nicht mehr. Sie spielt nach den Regeln der Wirtschaft. Diese findet Wege, wie sie immer mehr Geld verdient, indem sie zum Beispiel weniger Inhalt in Packungen füllt, noch günstigeres oder giftigeres Plastik verwendet, die Produktion in ein noch schlechter entwickeltes Land verlagert oder offizielle Regeln (bekannt als Gesetze) umgeht, indem sie Schummelsoftware nutzt, keine Steuern zahlt oder millionenfach persönliche Daten für fragwürdige Zwecke verkauft.

 

Schaf oder Regelbrecher?

 

„Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.“ Albert Einstein

 

So lange wir, ohne selbst zu denken, mit der Herde bei diesen Unternehmen auflaufen, wird sich nichts ändern. Wenn die deutschen Autohersteller Rekordumsätze und -gewinne verzeichnen, nach dem größten Betrugsskandal der Geschichte, frage ich mich: Wer kauft diese Autos? Menschen, die selber denken und nicht einfach der Herde folgen, kaufen doch nicht von Betrügern! Oder doch?

 

Wie kann ich von demjenigen ein neues Produkt kaufen, der mir vor ein paar Jahren eines mit Mängeln angedreht hat und mir, statt diese zu beheben, ein neues (nicht unbedingt besseres) Produkt anbietet, für das ich auch noch bezahlen muss? Also ich finde das ziemlich dumm!

 

Genauso dumm wie, sich von amerikanischen Unternehmen verführen zu lassen und zu behaupten, ohne Facebook und Konsorten könnte man den Kontakt zu alten „Freunden“ nicht halten.

 

Verlogenes System!

 

Weil Unternehmen immer auch Arbeitsplätze bieten, drohen sie gerne mit der Streichung derselben. Ganz ehrlich: Wer einerseits behauptet, es gäbe einen Fachkräftemangel und andererseits befristete Arbeitsverträge abschließt und in Zeiten einer boomenden Wirtschaft Menschen leihweise statt permanent beschäftigt, den nehme ich nicht für voll!

 

Zum Glück gibt es aktuell genügend offene Stellen, sodass das Argument „drohende Arbeitslosigkeit“ ziemlich lächerlich wirkt. Liebe Arbeitnehmer: lasst euch bitte nicht vormachen, ihr wärt auf eure Arbeitgeber angewiesen. Es ist genau umgekehrt!

 

Wem geben wir Geld, Zeit und Vertrauen?

 

Egal, um welches Thema es sich handelt, man kommt irgendwann an den Punkt, an dem man sich fragt, wer am meisten profitiert.

 

Und das sind fast immer die Unternehmen beziehungsweise diejenigen, denen sie gehören. Nur finanzielle Anreize bringen sie meist dazu, moralisch und nachhaltig zu handeln – im Sinne der Menschen, nicht im Sinne der Rendite!

 

Unterstützen wir als Konsumenten solche Unternehmen, stützen wir das System und verhindern eine positive Entwicklung der Arbeitswelt. Weshalb sollten die Regeln geändert werden, wenn doch alle ohne Murren mitspielen?

 

  • Wie wäre es also, wenn wir mit unseren Kaufentscheidungen beeinflussten, welche Unternehmen zukünftig noch mitspielen?
  • Wählen wir die Anbieter aus, von denen wir wissen, dass sie nicht nur an Profite für die Aktionäre denken, sondern an „People + Planet + Profit“.
  • Führen wir unsere Konten bei den Banken, die keine Waffengeschäfte, Massentierhaltungen, Kohlekraftwerke und andere schmutzige Angelegenheiten finanzieren.
  • Arbeiten wir für diejenigen, die Arbeitsplätze schaffen, die nicht nur dem System dienen, sondern den Menschen.

 

Sorgen wir dafür, dass es mehr Unternehmen gibt, die ihre gesellschaftliche Aufgabe, etwas zu unternehmen, ernst nehmen. Und die für Menschen da sind, die dort ihre Gaben und Talente einsetzen und die Aufgaben erfüllen können, für die sie gedacht und gemacht sind. 

 

Ich finde, das ist es wert, um dafür wütend zu sein!

 

Deine Gabriele Feile

 

PS: Die meisten Regeln, nach denen die Wirtschaft und die Welt funktionieren, wurden übrigens von Männern gemacht.

 

Über die Autorin:

Gabriele Feile hat nichts gegen sinnvolle Regeln solange sie, wenn nötig, angepasst werden. Und ist sich sicher, dass die Welt eine andere wäre mit Regeln, die weibliche Ansichten mehr berücksichtigen. Im Klub der Kommplizen sorgt sie auch dafür.

Mehr zu Gabriele Feile

 

Dieser wütende Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade #NewRules – So will ich arbeiten von New Work Women

 

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